Am 29.12.2016 verstarb unser Vereinsmitglied Leo Ertl. Heinz-Florian Oertl nannte ihn den Karajan der Fanfaren. Dieser Titel sagt wohl alles über Leo aus… der Große Dirigent der organisierten Spielleute, insbesondere in den neuen Bundesländern.

Ein Nachruf, der alles vereinte was Leo Ertl für die Spielleute- und Fanfarenzüge bedeutete, sein Wissen und Können, erschien im Newsletter des Landesmusikrates Brandenburg e.V., geschrieben von Dieter Frakowiak, Koordinator Spielleute beim Landesmusikrat Brandenburg e.V.

// In memoriam Leopold Ertel (1951 – 2016)
Dieter Frackowiak
Koordinator Spielleute beim
Landesmusikrat Brandenburg e. V.

Sein Name ist in der Brandenburger Musiklandschaft nur wenig bekannt.
Umso bekannter war Leo Ertel bei den im Sport organisierten Spielleuten aller musikalischen Genres, besonders bei den Fanfarenzügen der neuen Bundesländer.

Aber auch bei den Verantwortlichen des „World Musik Contestes“ für Marching-Show-Bands in Kerkrade/NL und bei der „World Association of Marching-Show-Bands“.

Unter seiner Leitung machte er Anfang der 90er Jahre mit dem Potsdamer Fanfarenzug als Erster aus den neuen Bundesländern auf ein vorhandenes Leistungspotenzial aufmerksam, das international zum Maßstab wurde.

Im Ergebnis holten die Potsdamer Fanfaren, gefolgt von denen aus Strausberg und Dresden, bislang mehr Weltmeistertitel nach Deutschland, als deutsche Marching-Show-Bands je zuvor.

Der Grundstein dazu wurde mit dem sportlichen Musizieren bei den Spielleuten des ehemaligen DTSB der DDR gelegt.

Schon damals war es Leo Ertel, der mit seiner Kompetenz als Leiter der Fachkommission Fanfaren bei der Zentralen Spielleutekommission des DTSB der DDR Prämissen für diesen speziellen Bereich setzte.

„Fordern und fördern“ war eines seiner Motive. Nicht verwunderlich, dass sein Fanfarenzug bei allen DDR-Meisterschaften als Sieger hervorging und 20 Jahre unbesiegt blieb. Beispiel für eine machbare, attraktive und moderne Fanfarenmusik, kombiniert mit gekonnter Choreografie.

Mit seinen Fähig- und Tätigkeiten für die Fanfarenzüge und deren Mitwirken bei den Musikschauen der Deutschen Turn- und Sportfeste in Leipzig wurde er eine Legende. Sportreporter Heinz- Florian Oertel nannte ihn den „Karajan der Fanfaren“.

Gesundheitlich angeschlagen, aber voller Optimismus, legte er auch nachpersönlichen Schicksalsschlägen die

Hände nicht in den Schoß. Er gab seine Erfahrungen an alle interessierten Klangkörper weiter und wirkte bis

zuletzt aktiv im Spielleute-Team beim Landesmusikrat Brandenburg mit.

Er war bereit und fähig, die verbandsübergreifende Funktion des Koordinators Spielleute beim Präsidium zu übernehmen.

Leider noch unvollendet ist ein weiteres Lebenswerk von Leo.

Als Mitautor des Buches „Frohe Klänge – DDR-Spielleute damals und danach“ sowie als Berater des Buches „Fanfaren und Tom-Toms“ – Mit DDR-Erfahrungen zur Weltspitze – arbeitete er mit vielfältiger Unterstützung am Manuskript seines Buches „Ein Potsdamer Zapfenstreich“, das sein Mitwirken im Potsdamer Fanfarenzug von der Gründung1964 bis in die 90er Jahre zum Inhalt haben soll.

Alle Teilbeiträge und das Bildmaterial liegen vor, eine erste Bearbeitung ist bereits abgeschlossen, der Termin beim Verlag festgelegt. Förmlich über dem Manuskript hat er die Augen für immer

geschlossen…

Unfassbar für die vielen Freunde und Bekannten.

Die Nachricht seines Todes breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Die vielen Kondolenzen aus dem In und Ausland sind Ausdruck seiner Kompetenz.

Er wird nicht nur uns mit seinen Kenntnissen, Erfahrungen und Kontakten fehlen.

Wir aber können und werden sein Lebenswerk vollenden, das sind wir ihm schuldig.